Heimgezahlt

Sie haben sich wieder ein Mal auf den ORF eingeschossen, die Herren Hofer und Strache.

Der Verkehrsminister kommt nicht in einem TV-Bericht vor, was er natürlich gerne gehabt hätte, und schon in seiner ersten weinerlichen Beschwerde via Facebook kommt die wenig versteckte Drohung: Euch gehört der Gebührenhahn zugedreht.

 

Ein besseres Beispiel für den moralischen Zustand dieser Partei gibt es kaum. Kein Blauer im TV bedeutet kein Geld für den ORF. Daran ändert auch der zaghafte Versuch nichts, diesen Zusammenhang im nachhinein abzustreiten. Dazu war die erste Reaktion des Herrn Hofer zu eindeutig. Und gleichzeitig kann jeder sehen, dass der blaue Regierungstruppe nicht der Sinn nach echter Politarbeit, also der Lösung echter und großer Probleme steht.

Kaum war der ach so skandalöse "Nicht-Bericht" publik geworden, meldete sich natürlich der Vizekanzler zu Wort: Die Abschaffung der ORF-Gebühren sei eines der großen Ziele seiner Regierungsarbeit, erklärte Strache wie immer wortgewaltig.

Es ist halt alles eine Frage der Perspektive: Für eine Maus ist der Sprung auf eine Schuhschachtel eine gewaltige Aufgabe. Wer nur mit kleinen Möglichkeiten ausgestattet ist wird nur kleine Hürden bewältigen können. In seiner Selbsteinschätzung wird es aber das große Ziel sein, das es in Wahrheit nicht ist. Und es wird sich immer bestens als Ausrede und Ablenkungsmanöver eignen: Wir konnten dieses und jenes nicht anpacken oder umsetzten, weil wir mit der "großen" Aufgabe so beschäftigt waren.

Ich selber sehe die ORF-Gebühren als ein Relikt aus den Gründungszeiten des Rundfunks und halte eine Abschaffung für zeitgemäß und richtig. Das gehört aber ruhig und sachlich angepackt. Es als Revanche für eine unerwünschte Art der Berichterstattung zu inszenieren ist so kindisch, dass es den Akteueren eigentlich peinlich sein müsste, aber vielleicht schielen ja alle in Wahrheit auf einen wirkungsvollen Nebeneffekt dieser Geschichte:

Die gekränkte Eitelkeit des Herrn Hofer schafft der FPÖ nur einen weiteren Anlass um eine Nebensache - nämlich diese ORF-Reform - ins Rampenlicht zu schieben und schürt die Hoffnung auf die medienwirksame Ablenkung vom Regierungsalltag: Im Schatten dieser Geschichte wird vielleicht niemand bemerken, dass die großen Hürden in den Ministerbüros nur nervös umkreist werden weil es zum Drüberspringen einfach nicht reicht.