Montag, 08:30 Uhr. Justizminister Josef Moser betritt das Ministerium. Er wird freundlich begrüßt, ist aber offenbar schlecht gelaunt und verlangt von einer Mitarbeiterin, sofort mit dem Büro von Innenminister Herbert Kickl verbunden zu werden. Er zieht die schwere Türe hinter sich zu, erreicht den Schreibtisch und wirft eine Tageszeitung auf die Arbeitsunterlage. Auf der Titelseite steht in fetten Lettern: Journalrichter vom Innenministerium zum höchsten Berater des Justizministers befördert.
Das Telefon läutet. Moser hebt ab. Am anderen Ende der Leitung meldet sich der Innenminister.
BMI Kickl: Guten Morgen Herr Kollege, was kann ich an einem so schönen Tag
wie heute für Sie tun ?
BMJ Moser: Ein guter Morgen schaut anders aus. Und Ihre Frage sollte eher
lauten: Was kann ich Ihnen an einem so schönen Tag wie heute
wieder antun?
BMI Kickl: Ich versteh nicht ganz, was Sie meinen?
BMJ Moser: Na, Sie mischen sich ja dauernd in meinen Zuständigkeitsbereich.
Zeugenbeschaffung, Staatsanwälte dirigieren, Hausdurchsuchungen
organisieren. Der Justizminister erfährt von nix, ist aber egal, der
Herr Innenminister und sein Generalsekretär, die schmeißen ja den
Laden vom Moser eh ganz nach Belieben.
BMI Kickl: Geh bitte, jetzt sind's net so empfindlich. Wir haben doch nur ein
ganz kleines bisschen nachgeholfen, äh, mitgeholfen wollt ich sagen.
BMJ Moser: So weit, so schlecht. Das kann ich jetzt eh nicht mehr ändern.
Aber dass sie mir jetzt auch in meine Personalangelegenheiten
hineinpfuschen, das geht mir dann doch zu weit.
Diese Geschichte mit dem Journalrichter, der die Hausdurchsuchung
beim BVT genehmigt hat, ... (er wird von Kickl unterbrochen)
BMI Kickl: Aber Herr Kollege, da müssen Sie mir doch dankbar sein, dass der
befördert wird. Der Mann ist ein juristisches Phänomen, so einen können
Sie auf jeden Fall gut gebrauchen.
BMJ Moser: Also wirklich, woher wollen denn gerade Sie wissen, dass der
Bursche so ein unschlagbarer Kapazunder ist ?
BMI Kickl: Na, das liegt doch auf der Hand. Für die BVT-Hausdurchsuchung
haben der Staatsanwaltschaft ein paar Stunden genügt, damit sie
einen Antrag samt Begründung zusammenstöpselt, und der Richter
hat die Sachlage in ein paar Minuten durchschaut und alles
unterschrieben. Ein Genie, der Bursche. Nehmen Sie doch bitte den
direkten Vergleich: Für einen Bericht, den Sie und ihre Mitarbeiter
verstehen, haben's bei der Staatsanwaltschaft über eine Woche
gebraucht.